Route 66 - Tag 3 / Day 3

Der Jetlag nagte auch noch am 3. Tag an mir. Nach dem ich gestern Abend beim Lesen eingeschlafen bin und gegen 22 Uhr "richtig" ins Bett bin, war ich um 2 Uhr wieder hell wach. Naja, nach deutscher Zeit war es ja auch schon 9 Uhr Morgens.

 

Heute hieß es dann endlich ab 'on the road'. Vorher musste ich aber meinen Mietwagen abholen. Ich hatte den Mietwagen erst ab dem dritten Tag gebucht, so habe ich den einen oder anderen 100er gespart. Hier gilt mein Dank für diesen Tipp an den netten Verkäufer beim Reisevermittler, usa-reisen.de. Da ich zurück zum Flughafen musste, ich mir aber nicht nochmal den teuren Shuttle - Service 'leisten' wollte, habe ich Bus und Bahn genommen. Dauert in etwa genauso lang ist aber wesentlich günstiger und man sieht auch entlegenere Winkel der Stadt. Ein Ticket hat $2.90 gekostet im Gegensatz zu den $32 des Shuttle.

Mit der Bahn (vergleichbar mit unserer S-Bahn) hab ich dann noch die Vororte von Chicago sehen können. Von heruntergekommen bis schick anzusehen war alles dabei. Die Bahn selbst war echt richtig sauber. Kein Geschmiere, kein Müll auf dem Boden und es roch sogar ganz angenehm. Da kann sich die S-Bahn eine große Scheibe abschneiden.

 

Nachdem ich dann am Flughafen das Shuttle von der Vermietungsfirma gefunden hatte und es mich zum Büro gebracht hat, wollte ich eigentlich nur schnell mein Auto haben und los. Jaaa, leichter gesagt als getan. Man nehme ja an, dass wenn bereits alles schon reserviert und gebucht ist, man das Auto bekommt, es sich vielleicht noch aussuchen kann und losfährt. Aber nicht bei diesen 'engangierten' Mitarbeitern der Mietwagenfirmen.

Gebucht war bei Alamo. Ich hatte den Midsize SUV gebucht. Fast genauso teuer wie ein Mittelklassemodell aber bequemer (gerade auch für längere Strecken!) und mehr Platz.

Der Typ am Counter ließ sich erst einmal alle Unterlagen und Dokumente von mir geben, die hier notwendig sind (Führerschein, Voucher, Kreditkarte etc.). Soweit so gut. Dann zeigte er mir ein Angebotsblatt und wollte mir eine Kategorie größer anbieten. Natürlich gegen Aufpreis von sagenhaft günstigen $300.... Ich hab dankend abgelehnt. Dann wollte er mir einen Zusatzservice anbieten, der einspringt wenn ich eine Panne oder ähnliches habe. Hier habe ich kurz überlegt, da es ja doch eine sehr weite Strecke ist, habe dann aber auf mein Glück gehofft und ebenfalls abgelehnt. Wären nochmal $70 weg.

Warum auch immer wollte er mir dann einen Pickup!! anbieten. Hier sei nochmal erwähnt, dass ich alleine reise, mit einem Koffer und einer Schultertasche. Ich hab ihm dann erklärt, dass das zu teuer ist und ich so ein großes Auto nicht brauche. Aber anstatt es dann gut sein zu lassen wollte er mir nochmal den anderen großen SUV (Jeep Grand Cherokee) anbieten. Zwar schönes Auto, wäre ich liebend gerne gefahren, aber zu groß und zu durstig. Und wieder nett und höflich abgelehnt.

Dann hatte ich es endlich geschafft und die aufregendste Zeit am heutigen Tage war vorbei. Etwas sauer darüber, dass er mir nichts weiter verkaufen konnte, hat er mir dann ein Auto zugewiesen. Ich habe einen Toyota RAV4 bekommen. Ich hatte zwar in meinen Planungen mit etwas amerikanischem oder deutschem gerechnet, aber ich muss sagen, dass Auto ist echt nicht schlecht. Fährt sich super, federt ordentlich und ist sparsam. Hier würden sogar noch 3 weitere Koffer reinpassen. Also auch für 4 Leute würde ein Midsize SUV ausreichen. Zum Fahrzeug bekam ich beide Schlüssel. Ganz clever, aber normal, waren beide Schlüssel mit einem Stahlseil verbunden und man musste immer beide dabei haben. Also aufpassen auf die Schlüssel, nicht dass die verloren gehen. Aber das ist hier so Gang und Gebe. Dann nur noch durch die Endkontrolle und los ging's. Da ich weiß, dass die Mitarbeiter von solchen zusätzlichen Verkäufen leben, war ich nicht böse. Alamo kann ich übrigens wärmstens weiterempfehlen. Man muss nur die o.g. Prozedur über sich ergehen lassen, aber das wird sicher bei jeder Mietwagenfirma so sein.

Meine Station heute hieß Springfield, Illinois. Eins von den vielen hier in den USA. Der Weg war lang. Es standen 205 Meilen (ca. 330 km) und gut 4 Stunden Fahrt auf dem Plan. Mit einer Mittagspause (BBQ Pulled  Pork Sandwich - schönes zartes in Fäden gerissenes Schweinefleisch) und zweimal verfahren, wurden es dann gut 6 Stunden. Aber man konnte etwas vom Land sehen. Der größte Teil der Strecke war nicht wirklich spektakulär. Meistens Acker oder Wald. Man hätte sich hier Zeit sparen können wenn man über den direkt daneben liegenden Interstate gefahren wäre. Aber es wäre nicht die Route 66, wenn man die Abkürzung nimmt. Und man würde nicht durch die einzelnen, die Route66 prägenden Ortschaften kommen.

Unter anderem bin ich am Launching Pad mit dem Gemini Giant vorbei gekommen. Leider geschlossen und verfällt zusehens. Ein Relikt der Route 66. Ich hoffe, dass es noch lange erhalten bleibt.

Ein im wahrsten Sinne des Wortes kleines Highlight habe ich mir ebenso angeschaut. Das zweizellige Gefängnis in Gardner. 1906 erbaut und für damals wohl ausreichend. Hier kann man in die einzelnen Zellen gehen, sich originale Tonaufnahmen anhören und, natürlich, ins Gästebuch eintragen. Viele Einträge aus Deutschland waren nicht dabei. Mit meinem aber nun einer mehr. 😁

Viel von der originalen Strecke ist zumindest hier nicht mehr übrig. Es gibt noch einige Stellen, an denen man die Originalroute noch sehen kann. Aber mit einem Auto nicht mehr befahren. In der Galerie oben habe ich ein Bild so eines Teilstücks mit angefügt.

In den 50er und 60er Jahren wurden gerne an den Interstates Werbeschilder aufgestellt, die nur zusammen Sinn ergaben, wenn man sie mit einer bestimmten Geschwindigkeit passiert. Leider sind die meisten heute nicht mehr zu sehen. Eine "neue" Variante, wahrscheinlich als Erinnerung, konnte ich dennoch entdecken. Übersetzt war dort zu lesen: "Strecke deinen Ellenbogen nicht zu weit aus dem Fenster, sonst kann es passieren, dass er mit einem anderen Auto nach Hause fährt." Den genauen englischen Wortlaut findest Du rechts in der englischen Variante. Auf Grund der gefahrenen Geschwindigkeit und des Verkehrs konnte ich leider keine Fotos machen. Das ist dann das Leid des Alleinreisenden.

 

Gegen 16.30 kam ich dann im Hotel in Springfield an. Es wurde das Travelodge gebucht. In diesem Springfield genießt Abraham Lincoln eine besondere Bedeutung obwohl er hier nicht geboren oder aufgewachsen ist. Und an fast jeder Ecke wird einem das nochmal ins Gedächtnis gerufen. Entweder durch irgendein Schild, Spruch oder ein ihm zu ehren benanntes Gebäude.

Abraham Lincoln ist in Kentucky geboren und in Indiana aufgewachsen. Mit 21 zog er mit seiner Familie nach Illinois wobei Abraham sich in New Salem niederließ. Erst mit 27 und der Gründung seiner Anwaltskanzlei zog es Lincoln in die neue Haupstadt Illinois, nach Springfield. Hier wurde er auch begraben.

Das Hotel selbst ist schick und sehr sauber und hat sogar einen Pool. Im Zimmer liegt ein einlaminierter Zettel mit einer Begrüßung vom sozusagen persönlichen 'Room Attendant'. Bei mir war es Rosie. Ich habe Rosie zwar nie gesehen, aber sie scheint ihre Arbeit richtig zu machen, da auch hier alles sehr sauber war.

Im Eingangsbereich prankt ein riesiges Wandgemälde von, na wer errät es, richtig Abraham Lincoln.

Da hier gegenüber ein Walmart ist, habe ich die Gelegenheit genutzt und wollte etwas Verpflegung kaufen. Mein erster Walmart. Die haben ja dort so ziemlich alles. Neben dem ganz Normalen wie Trinken, Käse, Wurst usw. auch eher für einen uns bekannten Lebensmitteldiscounter untypische Sachen wie z.B. Autoreifen, Filter fürs Auto etc.. Die haben hier auch ein richtig großes Lager dafür.

Es ist dort sehr groß und man kann sich schnell verlaufen. Aber ich hab den Ausgang gefunden. 😁

 

Für heute war's das. Ich hoffe ich kann diese Nacht endlich vernünftig schlafen damit ich den morgigen Trip gut überstehe. Ich bin gespannt was ich morgen alles zu sehen bekomme. Dann geht's nach St. Louis, zum Gateway Arch.